Meeresumweltschutz und Wirtschaftsordnung: Europaeische und internationale Aspekte (Teilprojekt 2)
Projektleitung und Mitarbeiter
Vitzthum, W. Graf (Prof. Dr. iur., LL.M.)
Forschungsbericht :
1990-1992
Tel./ Fax.:
Projektbeschreibung
Seit 1987 wurden aufeinander-folgend und -aufbauend im Rahmen des
Gemeinschaftsvorhabens drei Schwerpunkte bearbeitet, die ueber den
Umweltaspekt miteinander verschraenkt sind. In allen drei
Themenfeldern wird durch Mitarbeiter und Doktoranden sowie durch den
Projektleiter selbst weitergearbeitet; wichtige Veroeffentlichungen
sind fuer 1993 zu erwarten. Ein Abschlussbericht, der die Schwerpunkte
in ihrer internen Verschraenkung sowie in ihren externen Verbindungen
mit den anderen Vorhaben der DFG-Forschergruppe und (seit 1990) der
Arbeit des Graduiertenkollegs "Vertiefung der Europaeischen
Integration" (GKEI) deutlich macht, ist in Vorbereitung.
Die Phasen und Schwerpunkte im Teilprojekt tragen die (Kurz-)Titel:
I. Die Gebiets- und Nutzungsordnung staatsfreier Raeume (seit 1987).
II. Die Umweltschutzregime der europaeischen Regionalmeere (seit 1989).
III. EG-Umweltrecht - die Beispiele Meeresumweltschutz und Gentechnikregulierung (seit 1991).
Themen der DFG-Forschergruppe
bzw. des GKEI wurden und werden zusaetzlich in der Lehre und in
wissenschaftlichen Vortraegen behandelt: so etwa in der Vorlesung
"Voelkerrecht" sowie im Seminar "Umweltrecht" im laufenden Semester
bzw. im Rahmen einer internationalen Mittelmeertagung in
Aix-en-Provence im Juli 1993.
Gleiches gilt bzgl. der Themen anderer
Mitglieder der Forschergruppe bzw. des GKEI, etwa bzgl. "Laender und
Regionen in der EG" (Prof. Hrbek) und "Gruene Handelshemmnisse"
(Prof. Oppermann). Im ersteren Themenbereich sind z. B. die von mir
1990/91 betreuten Tuebinger Diss. jur. von R. A. Kroh: "Die
auswaertigen Beziehungen des Bundeslandes Baden-Wuerttemberg" und von
E. Meyberg: "Gemeindliche Aussenpolitik?" angesiedelt sowie eigene
Arbeiten, wie z. B. Baden-Wuerttemberg im bundesstaatlichen und
internationalen Bezugsfeld, in: H. Maurer/R. Hendler (Hrsg.),
Baden-Wuerttembergisches Staats- und Verwaltungsrecht, 1990, S. 600
ff.; Der Foederlismus in der europaeischen und internationalen
Einbindung der Staaten, in: Archiv des oeffentl. Rechts 115 (1990),
S. 281 ff.; Baden-Wuerttemberg international, in: H.-G. Wehling
u. a. (Hrsg.), Baden-Wuerttemberg - Eine politische Landeskunde, 1991,
S. 217 ff.; Gliedstaaten auf dem Globus, in: Verwaltungsblaetter
Baden-Wuerttemberg 1991, S. 241 ff. Zu dem
(wirtschafts-)voelkerrechtlichen Teilprojekt von Prof. Oppermann
bildet eine Verbindung etwa die von mir betreute preisgekroente
Diss. jur. Tuebingen von D. Hoegel, Ruestungskontrolle und
Voelkerrecht. - Zur Steuerung ruestungstechnischen Wandels durch
voelkerrechtliche Vertraege (Berlin 1991), von meinen eigenen
einschlaegigen (ruestungskontrollvoelkerrechtlichen) Arbeiten der
Jahre 1990 -92 ganz zu schweigen.
Das Ineinandergreifen von (globalem
und regionalem) Voelkerrecht, von EG-Recht und deutschem (Bundes- und
Landes-)Recht kennzeichnet das Untersuchungsfeld Umweltschutz in den
drei sukzessiven Schwerpunkten meines Teilprojektes. Einen besonderen
Akzent erhalten die untersuchten Gegenstaende durch das Interesse an
den zugrundeliegenden Prinzipien ("Gemeinsames Menschheitserbe",
"Vorsorgegrundsatz", Haftungsregime usw.), an den einschlaegigen
Institutionen (UN einschl. UNEP und IMO, EG, Europarat usw.) und an
dem Vergleich globale/regionale Regelungs- und
Vollzugstechnik. Letzterer Aspekt hat durch die Beendigung des Kalten
Krieges und die in Maastricht eingeleitete Entwicklung der EG von
einer Wirtschaftsgemeinschaft hin zu einer politischen Gemeinschaft
einschl. Umweltgemeinschaft besondere Aktualitaet erlangt.
Die Skepsis gegenueber hochfliegenden universalistischen
("Weltordnung"-)Ansaetzen war 1986 der Ausgangspunkt - jedenfalls fuer
mich - fuer die Aufnahme der Zusammenarbeit in unserer
DFG-Forschergruppe unter deren (Kurz-)Titel "Internationale
Wirtschaftsordnung". Sechs Jahre danach hat sich diese Skepsis
gegenueber "Neuen internationalen (Wirtschafts-, Sicherheits-,
Meeres-, Umwelt- usw.) Ordnungen" nicht vermindert, das Interesse an
kontinentalen (gesamteuropaeischen) und regionalen (EG-weiten)
Loesungsansaetzen, soweit sie den Subsidiaritaetsgedanken
respektieren, weiter vermehrt. Diesen Regionalisierungsansatz gilt es
nach der epochalen Wende 1989/90 in Europa nun nicht mehr nur gegen
jene hochgegriffenen globalen Ordnungsmodelle ("sektorale
Weltordnungen") zu verteidigen und von der Sache Umweltschutz her neu
zu legitimieren, sondern auch gegenueber neuen nationalistischen,
partikularistischen, die normative Kraft des Voelker- und Europarechts
delegitimierenden Herausforderungen. Dies wird, bezogen auf den
grenzueberschreitenden, regionalen Umweltschutz (Meeres- und
Gentechnik-Umweltschutzrecht) ein wichtiges Thema in Forschung und
Lehre sein, auch ueber das formelle Auseinandertreten der
DFG-Forschergruppe hinaus.
Weder im EG-weiten, noch im
gesamteuropaeischen oder weltweiten Massstab muessen wir uns darum
sorgen, eines Tages ohne Probleme und Aufgaben dazustehen. Wir haben
seit 1987, als wir die Forschergruppe einrichteten, wie im Zeitraffer
Geschichte erlebt: Vom Zusammenbruch des Sued-Nord-Konzepts einer
"Neuen Weltwirtschaftsordnung", ueber den auch durch die
Nato-Nachruestung befoerderten Durchbruch in der
Ost-West-Ruestungskontrolle, die Einheitliche Europaeische Akte, die
Entscheidung fuer eine Wirtschafts- und Waehrungsunion, die
verfassungs- und wirtschaftspolitische Transformation Mittel- und
Osteuropas, einschl. der Sowjetunion bis hin zum
sicherheitspolitischen (Irak, Jugoslawien, Somalia usw.)
Funktionsgewinn der Vereinten Nationen und der (plebiszitaeren und
nationalstaatlichen) Gefaehrdung der Europaeischen Union. Jetzt gilt
es, den schwierigen Alltagsweg der schrittweisen Ueberwindung der
europaeischen und der universalen Teilung zu bewaeltigen, bezogen -
aus der Sicht meines Teilprojektes - auf die in der Europaeischen und
Internationalen Wirtschaftsordnung enthaltenen Umweltaspekte,
erforscht aus voelker- und gemeinschaftsrechtlicher Sicht. Der Abbau
der die zweite Haelfte dieses Jahrhunderts bisher dominierenden
Ost-West-Konfrontation und die staerkere Differenzierung der
Sued-Nord-Problematik stellen auch der Rechtswissenschaft insoweit
neue, grossartige Aufgaben.
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- Stand: 15.09.96
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